Wenn man im Büro sitzt, scheint sich der Sekundenzeiger der Uhr manchmal nur in Zeitlupe zu bewegen. Morgens ist man um Punkt 8:00 Uhr erschienen und muss jetzt bis 16:30Uhr arbeiten, bevor man sich ausloggen kann, um nach Hause zu gehen. Pausen sind leider auch nicht drin, die 30 Minuten Mittagspausen müssen in der Regel reichen. Aber ist diese Form der Arbeits- und Pausenzeit wirklich das optimalste? Dieses System wird häufig verwendet, aber sorgt es auch für die maximale Produktivität, Gesundheit und Zufriedenheit?
Natur der Arbeit
Wenn wir arbeiten gehen, bieten wir unserem Arbeitgeber unsere Zeit, unser Wissen und unsere körperliche Leistungsfähigkeit an. Im Gegenzug erhalten wir eine Vergütung in Form von Geld und anderen Vergünstigungen (z.B. Mittagessen). Doch die Gestaltung der Arbeit ist alles andere als einheitlich. Das klassische Modell der Arbeitsgestaltung habe ich ja eingangs bereits umrissen. Der klassische 8 Stunden Arbeitstag, der zu einer festen Zeit beginnt, in der Mitte eine kleine Mittagspause hat und an einem festen Zeitpunkt auch wieder endet.
Diese Gestaltung der Arbeitszeit bietet für den Arbeitgeber augenscheinlich einige Vorteile. Er weiß ganz genau, wann seine Angestellten da sein müssen und er kann genau überprüfen, ob alle da sind, die da sein sollten. Diese Form des Micro Managements wird allerdings in letzter Zeit immer mehr in Frage gestellt. Es finden neue Konzepte der Arbeitszeitgestaltung Einzug in Unternehmen. Häufig sind gerade IT-Unternehmen, mit ihrem jugendlichen Charakter, Vorreiter solcher Arbeitszeitmodelle.
Gleitzeit
Gleitzeit bietet diesbezüglich eine Änderung. Der Angestellte muss selbstverständlich noch seine vertraglich festgelegten Wochenstunden erledigen, kann allerdings mehr oder weniger frei entscheiden wann er dies machen möchte. Er kann statt 8:00 Uhr beispielsweise erst um 10:00 Uhr kommen, müsste dafür die zwei Stunden Abends dann allerdings wieder länger arbeiten.
Eine Studie von Baltes, Briggs, Huff, Wright und Neumann (1999) hat gezeigt, dass Gleitzeit zu einer Verbesserung der Produktivität führt. Die Angestellten konnten also bessere Leistungen zeigen. Hinzu kommt allerdings, dass die Angestellten auch noch zufriedener waren und weniger Fehlzeiten vorzeigten. Häufig ist die Sorge der Arbeitgeber, dass die Angestellten versuchen würden das Konzept auszunutzen. Dass sie abends beispielsweise lange Feiern würden um morgens dann ihren Rausch auszuschlafen. Die Studie von Baltes et al. (1999) zeigt dabei allerdings gegenteiliges. Das System wurde nicht ausgenutzt und die untersuchten Unternehmen konnten sich darüber freuen, dass die Angestellten zufriedener waren, produktiver arbeiteten und seltener von der Arbeit fern blieben.
Und wie sieht es mit der Pausenzeit aus?
Für Pausen gilt in der Regel die Mittagspause als der markante Punkt. In den Unternehmen in denen ich meine Praktika absolviert habe, hat man vormittags gearbeitet, dann 30 Minuten Mittagspause gemacht und nachmittags weitergearbeitet. So läuft es bei vielen Unternehmen ab, aber ist das überhaupt optimal so?
Pausen sind Arbeitgebern häufig ein Dorn im Auge. Während die Angestellten Kaffee trinken oder eine Zigarette rauchen können sie nicht arbeiten und für den gezahlten Lohn keinen Mehrwert bieten. Felfe (2012) entgegnet diesem Argument, dass der Pausengewinn die ausgelassene Arbeitszeit aufwiegt. Im Laufe des Tages, nimmt die Leistungsfähigkeit der Angestellten relativ kontinuierlich ab, wenngleich sie später stärker abnimmt. Diese Verminderung der Leistungsfähigkeit führt im Umkehrschluss zu einer größeren Anzahl an Fehlern und geringerer Produktivität. In längeren Zeithorizonten kann es ebenfalls zu verstärkten Verletzungen und somit zu längeren Fehl- und Krankenzeiten kommen. Der geschickte Einsatz von Pausenzeit kann dem allerdings entgegenwirken.
Denn wenngleich Ermüdung menschlich und uns allen bekannt ist, lässt sich die ursprüngliche Arbeitskraft durch eine Pause wieder herstellen. Gemäß Felfe (2012) sei die Erholung in den ersten 5 – 10 Minuten am höchsten. Somit liegt der Schluss nahe, dass man die Pausenzeit auf 5 – 10 Minuten beschränkt. Ein sinnvoller Einsatz dieser Erkenntnis wäre es beispielsweise, die Mitarbeiter dazu zu ermuntern, jede Stunde eine kurze Pause zu machen. Beispielsweise an die frische Luft zu gehen, sich etwas zu trinken zu holen, ein kurzes Pläuschen mit den Kollegen zu halten oder einfach mal etwas anderes zu machen.
Zu Glück und Pausenzeit zwingen
Häufig ist es aber doch so. Selbst wenn man sich morgens schwer getan hat mit der Arbeit zu starten, hat man in der Regel viel zu tun und kommt nach und nach in einen Arbeitsflow. In diesem Flow ist man so sehr auf die Arbeit fixiert, dass man teilweise die Zeit komplett vergisst. Wenn wir dann bedenken, dass regelmäßige Pausenzeiten nicht nur einen positiven Effekt auf Zufriedenheit und Produktivität haben sondern, spätestens bei Angestellten die am Schreibtisch arbeiten, auch einigen gesundheitlichen Risiken vorbeugen können, kann der Arbeitflow zum Problem werden.
In einer Studie von Cooley, D., & Pedersen, S. (2013) wurden die Computer von 46 Schreibtischarbeitern mit einem Programm ausgestattet, dass alle 45 Minuten eine dezente Meldung auf einer Ecke des Computerbildschirms angezeigt hat. Diese Meldung hat empfohlen doch mal kurz aufzustehen und irgend etwas zu machen, was nichts mit der Arbeit zu tun hat. Die Studie zeigte, dass die Angestellten, nachdem sie diese Meldung 13 Wochen angezeigt bekamen, die Bewegungspausen selbstständig weiter ausführten.
Die häufig bemängelte compliance in Gesundheitsmaßnahmen könnte also auf ein mangelndes Bewusstsein und eine zu starke Konzentration auf die Arbeit zurückzuführen sein. Die positiven Ergebnisse der Studie zeigen ein zukünftiges Forschungsfeld der Psychologie auf, was auf die Steigerung von produktiver Nutzung der zur Verfügung stehenden Pausenzeit abzielt.
Business Takeaway
In der Business Kategorie möchte ich mich ja auch ganz praktisch an den Unternehmer oder den Angestellten wenden. Was kannst du also hieraus mitnehmen?
Alternative Arbeitszeitregel
Versuche doch mal zu überprüfen, ob du die Arbeitszeiten anders regulieren kannst. Dem Angestellten mehr Freiräume schaffen kannst. In manchen Branchen ist das nicht so einfach möglich, weil man mit bestimmten Kunden nun einmal nur in gewissen Zeiträumen arbeiten kann, aber auch im Kundengeschäft bestünde die Möglichkeit, dem Mitarbeiter Freiräume bei Terminierungen oder ähnlichem zu geben.
Nutze die Pausenzeit
Pausen bieten in der Regel immer einen Pausengewinn. Sowohl körperliche wie auch geistige Arbeit können erschöpfen und von einer Arbeitsminderung durch konstante Arbeit ist auszugehen. Versuche jede Stunde 5 – 10 Minuten Pause zu machen / machen zu lassen. Wenn es im Rahmen deiner Möglichkeiten liegt, wäre eine Meldung auf den Bildschirmen hilfreich, damit die positiven Effekte des Pausengewinns auch genutzt werden können.
Zusammenfassung
Ich hoffe du konntest aus dem Artikel ein wenig Informationen für deine tägliche Gestaltung von Arbeits- und Pausenzeit finden. Wenn du Fragen, Anmerkungen oder Ideen hast, würde ich mich sehr darüber freuen, dies von dir zu erfahren. Interessieren dich andere Themen aus der Arbeits- und Organisationspsychologie, bin ich gerne bereit auch darüber zu schreiben. Lass es mich wissen.
Wenn du selbst mehr über das Thema erfahren möchtest, kann ich dir folgendes Buch ans Herz legen:
REF LINK FELFE BUCH
Quellen:
Baltes, B. B., Briggs, T. E., Huff, J. W., Wright, J. A., & Neuman, G. A. (1999). Flexible and compressed workweek schedules: A meta-analysis of their effects on work-related criteria. Journal of Applied Psychology, 84(4), 496.
Cooley, D., & Pedersen, S. (2013). A pilot study of increasing nonpurposeful movement breaks at work as a means of reducing prolonged sitting. Journal of environmental and public health, 2013.
Felfe, Jörg. Arbeits- und Organisationspsychologie 1: Arbeitsgestaltung, Motivation und Gesundheit. Kohlhammer Verlag, 2012.