Zeitreisen zum Glück

„Wenn ich groß bin, werde ich mal Pilot“, „… Astronaut“, „… Feuerwehrmann“. Wenn ich mit meinen jungen Verwandten spreche, höre ich regelmäßig die klassischen Berufswünsche, wenn man sich über die Zukunft unterhält. Aber nicht nur junge Kinder, sondern auch Erwachsene machen Pläne über die Zukunft. Dass das einen Einfluss auf unser persönliches Glück und unser Angstempfinden hat, den wir nutzen können um glücklicher zu sein, zeigt eine aktuelle Studie über Zeitreisen zum Glück

Voraussetzungen für Zeitreisen zum Glück

Zeitreisen kennen wir eigentlich fast alle aus dem Filmklassiker „Zurück in die Zukunft“.

Ich müsste nur mehr Zeit haben. Hey, Moment mal! Ich hab soviel Zeit wie ich will, ich hab ’ne Zeitmaschine!

Wenngleich ich mir häufig wirklich eine Zeitmaschine wünschen würde um mehr Zeit zu haben, gehen die Zeitreisen zum Glück ein wenig anders von statten. Sie beziehen sich auf eine Fähigkeit, die dem Menschen vermutlich vorbehaltlich zuzuschreiben ist.

Der Mensch hat wohl als einziges Lebewesen auf der Erde die Möglichkeit, über sich selbst zu reflektieren. Er kann beispielsweise überlegen wie er in der Vergangenheit war. Welche Ereignisse dazu geführt haben, dass er jetzt der ist, der er ist. Wenngleich es sich nach Erinnerungen anhört, sind es mehr als Erinnerungen, denn der Mensch nimmt seine Existenz bewusst auf einer fortlaufenden Zeitachse wahr. Noch abgefahrener ist allerdings, dass der Mensch die Möglichkeit hat, diese Erinnerungen zu verwenden um sich in seine Zukunft zu projizieren. Die notwendigen Prozesse sind dabei die selben, sie erfordern das Bewusstsein darüber, dass man ein Lebewesen mit einer Vergangenheit ist, woraus sich eine Zukunft, mehr oder weniger, ableiten lässt.

Auswirkungen von Zeitreisen zum Glück

Zeitreisen zum Glück erfordern also bestimmte Prozesse. Diese geistige Projektion von einem Selbst in die Zukunft ist nicht nur irgend eine Eigenschaft des Menschen, die ihn von anderen Lebewesen abhebt, es ist vermutlich eine der wichtigsten Eigenschaften, damit der Mensch es an die Spitze der Nahrungskette schaffen konnte. Nur durch diese Fähigkeit, sich selbst als einen Bestandteil des Zeitverlaufs zu sehen, ist es möglich Pläne zu erstellen und in Folge dessen auch zu erreichen.

Dadurch, dass wir uns in die Zukunft projizieren, haben wir ebenfalls die Möglichkeit hedonische Entscheidungen zu unterdrücken. Hedonische Entscheidungen wären Entscheidungen, die uns für den Moment ein gutes Gefühl geben. Da diese Entscheidungen nicht immer die besten sind, weil sie beispielsweise den Konsum von Rauschmitteln implizieren würden, wir wissen, dass diese Entscheidungen uns zukünftig negativ beeinflussen werden, können wir sie unterlassen. Wir können planen und uns dazu motivieren ungeliebte Aufgaben durchzuführen um die Früchte in der Zukunft zu ernten. Eben weil wir die Zukunft sehen können.

Aber auch wenn wir die evolutionstheoretischen Vorteile von geistigen Zeitreisen außer acht lassen, zeigen sich viele positive Seiten in Zeitreisen zum Glück. Studien zeigen, dass sich ungefähr 12% unserer täglichen Gedanken mit der Zukunft beschäftigen und diese Gedanken eher positiv wahrgenommen werden, weil sie sich in der Regel mit Erfolg oder Fortschritt auseinandersetzen. Studien zeigen, dass eine positive Auseinandersetzung mit der eigenen Zukunft positive Auswirkungen auf das eigene Wohlbefinden hat und somit einen positiven Einfluss auf den Menschen zeigt.

Und negative Zukunftsansichten?

Man könnte jetzt annehmen, dass negative Zukunftsansichten einen negativen Einfluss auf das eigene Wohlbefinden haben. Tatsächlich ist hier die Faktenlage ein wenig durchwachsen. Denn unter Angst und Depressionen leidende Menschen zeigen deutlich negativere Zukunftsgedanken auf, als Menschen, die nicht unter diesen Krankheiten leiden. Somit können negative Zukunftsperspektiven ein Zeichen von schwerwiegenden psychologischen Krankheiten sein.

Auf der anderen Seite, können negative Zukunftsansichten auch positive Auswirkungen haben. In einer Studie wurden Versuchspersonen entweder eine Reihe schwacher Elektroschocks mit wenigen schmerzhaften Elektroschocks verabreicht oder einfach nur viele schmerzhafte Elektroschocks. Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen in der ersten Bedingung stärker und negativer auf die schmerzhaften Elektroschocks reagierten als in der zweiten Bedingung. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Vorbereitung auf die negativen Reize dazu führte, dass die schmerzhaften Reize, als nicht mehr ganz so schlimm angesehen werden. Eine negative Einstellung gegenüber der Zukunft, kann also auch davor schützen zu sehr verletzt zu werden.

Studienergebnisse über Zukunftreisen bei Achtsamkeit

Die Versuchspersonen wurden per Zufall zu drei unterschiedlichen experimentellen Bedingungen zugeführt. Die eine Gruppe sollte sich über einen 14 tägigen Zeitraum, jeden Abend Gedanken darüber machen, welche drei positiven Dinge am morgigen Tag, realistisch eintreten können. Diese drei Dinge sollten sie in einem online Tagebuch festhalten, sodass die Forscher dies einsehen konnten. Die andere Gruppe sollte sich negative Ereignisse überlegen und die dritte Gruppe neutrale Ereignisse. Zusätzlich gab es eine Kontrollgruppe, die sich keine gezielten Gedanken über die Zukunft machen sollten.

Die Ergebnisse zeigen eine positive Auswirkungen von positiven Gedanken über die Zukunft in Bezug auf das persönliche Glück. Das heißt, dass die Personen, die sich über einen Zeitraum von zwei Wochen regelmäßig Gedanken über positive Ereignisse, die ihnen in der unmittelbaren Zukunft passieren konnten, machten, glücklicher waren, als die Menschen, die sich negative, neutrale oder keine Gedanken über die unmittelbare Zukunft machten.

Zusätzlich wurde überprüft ob es einen Einfluss auf die erlebte Angst gibt. Hier gab es keinen positiven Einfluss auf die erlebte Angst von positiven Zukunftsvorstellungen, allerdings schon von neutralen Zukunftsvorstellungen. Diejenigen, die sich also überlegten, welche neutralen Dinge, wie Aufstehen, Duschen gehen oder Zähneputzen, sie am nächsten Tag machen würden, zeigten hinterher eine stärkere Verminderung der erlebten Angst als alle anderen Gruppen.

Take-Away Zeitreisen zum Glück

Die Studie stellt uns unmittelbares Handwerkszeug zur Verfügung. Wir können die Ergebnisse nutzen, um glücklicher zu werden. Ich habe aus der Studie mitgenommen, dass ich angefangen habe, mich vor dem Schlafengehen hinzusetzen und aufzuschreiben, welche drei Dinge mir morgen passieren könnten, die ich als positiv empfinden würde.

Dabei bin ich nicht sonderlich wählerisch, aber gehe sehr realitätsnah vor. Ich fantasiere also nicht herum, sondern überlege ganz genau, welche Dinge wirklich passieren könnten, die mich glücklicher machen würden.

Die erste Zeit war das ein wenig ungewöhnlich und hat ein wenig länger gedauert. Ich habe mich auch nicht all zu wohl dabei gefühlt, das Gefühl ist allerdings sehr schnell verschwunden. Inzwischen dauert die Übung nur noch zwei oder drei Minuten. Gefühlt bin ich dadurch aber wirklich glücklicher geworden. Selbst wenn es Placebo ist, weil ich die Studie kenne, gelohnt hat es sich für mich allemal. Vielleicht probiert ihr es ja auch mal.

Vielen Dank fürs Lesen!

 

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