Einfluss von Geld auf die Beziehung

An Beziehungen muss konstant gearbeitet werden, ansonsten sind sie zum Scheitern verurteilt. In den letzten Jahrzehnten kamen immer wieder weitere Faktoren auf, die einen positiven oder einen negativen Einfluss auf Beziehungen würden nehmen können. Einer dieser Faktoren ist Geld und Arbeit. Lassen sich mehr Paare Scheiden, weil die Frau, durch die Emanzipation und der damit einhergehenden Möglichkeit Geld zu verdienen, nicht mehr auf den Mann angewiesen ist? Fühlen sich Männer in ihrer Männlichkeit beschnitten, weil sie nun Hausarbeiten erledigen müssen? Wie ist der generelle Einfluss von Geld auf die Beziehung? Fragen, denen wir uns in diesem Blogpost ein wenig stellen möchten.

Studie zum Einfluss von Geld auf die Beziehung

Die Forscherin Alexandra Killewalt hat sich in einer neuen Studie mit verschiedenen Fragestellungen bezüglich des Erfolgs einer Ehe beschäftigt. Die bisherigen Studienergebnisse bezüglich dem Zusammenhang zu Arbeit sowie dem Einfluss von Geld auf die Beziehung bzw. Scheidungsraten, seien eher unvollständig, widersprüchlich oder gemischt. Einer der Gründe dafür sei, teilweise, die Art und Weise, wie die Studien vorgehen. Sie würden häufig die ökonomische Freiheit der Frau mit ihrem Einkommen oder ihrer Anstellung festlegen, welche gleichzeitig Faktoren für die finanzielle Konstitution des Haushalts und Konformität mit dem klassischen Rollenverhältnis darstellen. Frau Killewalt misst die ökonomische Freiheit der Frau jedoch auf Grundlage des ökonomischen Wohlstandes geschiedener Peers, wodurch sie eine bessere Unterscheidbarkeit erreichen könne.

Untersuchungsdesign zur Messung vom Einfluss von Geld auf die Beziehung

Um also herauszufinden in wie fern es einen Einfluss von Geld auf die Beziehung bzw. auf die Ehe gibt, wurden Paare Untersucht die zwischen den Jahren 1968 und 2013 geheiratet haben. Insgesamt gab es eine Gesamtanzahl von 6309 Pärchen wo die Partner zwischen 18 und 55 Jahren alt waren, keine vorherigen Ehen existierten und die Partner aus unterschiedlichen Geschlechtern bestanden. Gleichgeschlechtliche Ehen wurden ausgeschlossen, da keine ausreichend große Anzahl an Haushalten erhoben wurde. 1.684 Paar waren geschieden oder lebten langfristig getrennt. Da es gemäß Studien eine „stille Revolution“ der Frauen ab 1975 gibt, wo sie anfingen mehr Geld in ihre Ausbildung zu investieren, da davon ausgegangen werden konnte, dass sie einen signifikanten Einfluss auf die Wirtschaft nehmen würden, nutze die Forscherin das Jahr um Ehen in Früh und Spät einzuteilen.

Ergebnisse zum Einfluss von Geld auf die Beziehung

Gemäß den statistischen Analysen der eher großen Stichprobe, konnte Killewalt keinen Zusammenhang der Menge des Geldes auf die eheliche Stabilität finden. Diese beiden Faktoren waren also mehr oder weniger irrelevant, wenn es darum ging, dass die Ehe glücklich ist oder nicht. Es konnte jedoch gefunden werden, dass die Frauen in späteren Ehen deutlich mehr Arbeiten außerhalb des Haushalts leisten und Männer ein wenig mehr Arbeiten im Haushalt leisten. Von Interesse ist dann allerdings weiterhin, welche Faktoren einen Einfluss auf den Erfolg einer Ehe haben.

Was gefunden werden konnte ist, dass es einen signifikanten Anstieg der Scheidungsraten gab, wenn Frauen Vollzeit gearbeitet haben. Sobald sich die Ehefrauen in einer Vollzeitbeschäftigung befanden, stieg die Scheidungsrate um 18%. In Ehen, wo die Ehemänner einer Vollzeitbeschäftigung nachgingen, gab es eine 21% niedrigere Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Scheidung kam, als wenn der Ehemann nicht vollzeitbeschäftigt ist.

Ebenfalls wurde geprüft in wie fern unbezahlte Hausarbeit einen Einfluss auf die Scheidungsrate haben. Hier zeigte sich, dass vermehrte Hausarbeit der Ehefrau in frühen Ehen einen signifikant positiven Einfluss auf die Stabilität der Ehe hatte. In neuen Ehen zeigte sich dieser Effekt nicht, es kam also zu einer Form von Gleichstellung, es wird nun nicht mehr so sehr erwartet, dass sich die Ehefrau um den Haushalt kümmert, wie es in früheren Ehen der Fall war.

Zusammenfassung zum Einfluss von Geld auf die Beziehung

Schaut man sich die Daten genauer an, zeigt sich, dass die Aufteilung der anfallenden Arbeit einen Einfluss auf den Erfolg einer Ehe hat und nicht finanzielle Aspekte. Somit zeigt sich kein Einfluss von Geld auf die Beziehung, sondern viel mehr die Wichtigkeit der Kommunikation in der Verteilung der anfallenden Arbeit. Vollzeitbeschäftigung der Frauen hat über die gesamte Stichprobe hinweg mit einer geringeren Erfolgswahrscheinlichkeit der Ehe, Vollzeitbeschäftigung des Mannes mit einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit der Ehe, zu tun. Der negative Zusammenhang der Vollzeitbeschäftigung der Frau auf den Erfolg der Ehe nahm im Verlauf der Zeit allerdings stark ab, bei frühen Ehen zeigte sich dieser Effekt folglich stärker als bei jüngeren Ehen. Dieser Effekt zeigte sich nicht für den positiven Effekt der Vollzeitbeschäftigung des Mannes. Wo es in den frühen Ehen, also vor 1975, einen Anstieg der Scheidungswahrscheinlichkeit gibt, wenn die Frau „nur“ 50% des Haushalts übernimmt, gibt es diesen bei Ehen nach 1975 nicht mehr in dem Ausmaß. Hier kam es also zu Liberalisierung. Bei neu geschlossenen Ehen wird eher erwartet, dass Männer und Frauen gleichermaßen Aufgaben des Haushaltes übernehmen und es gibt keinen negativen Einfluss auf den Erfolg der Ehe.

Fazit

Die Ergebnisse klingen jetzt erst einmal ein wenig schockierend und unfair. Im Fazit möchte ich das ein wenig ins rechte Licht rücken. Die Studie hat sich speziell auf Geschlechtsunterschiede fokussiert und diese, was die Beschäftigung angeht, auch gefunden. Diese Ergebnisse wurden gefunden, wenn sich die gesamte Stichprobe angeschaut wurde und nicht zwischen frühen und späten Ehen unterschieden wurden. Wenn unterschieden wurde, gab es für keine Gruppe signifikante Unterschiede, dies liegt an verschiedenen methodischen Gründen. Der Einfluss der Vollbeschäftigung der Frau auf die Scheidungsrate nahm bei neueren Eheschließungen ab und war nicht mehr so groß wie bei früheren Eheschließungen, über die gesamte Laufzeit waren sie allerdings signifikant. Was bedeutet das aber?

Es handelte sich bei der Studie um eine wirklich große Stichprobe. Bei großen Stichproben kommt es statistisch dazu, dass selbst kleine Unterschiede statistisch signifikant werden können. Schauen wir uns also mal die exakten Prozentzahlen der Scheidungswahrscheinlichkeit bei frühen und bei neuen Ehen an. Bei frühen Ehen lag die Scheidungswahrscheinlichkeit bei 1,0%, wenn die Frau nicht Vollzeit beschäftigt war und bei 1,3% wenn die Frau Vollzeit beschäftigt war. Bei neueren Ehen liegt die Wahrscheinlichkeit bei 2,5% wenn sie nicht Vollzeit beschäftigt ist und bei 2,6% wenn sie Vollzeit beschäftigt ist. Die Unterschiede sind also tatsächlich nur sehr klein, weisen aber dennoch eine statistische Signifikanz auf, weil die Stichprobe so groß ist.

Was sich allerdings dennoch findet ist, dass die Rolle des Mannes sich im Laufe der Zeit kaum gewandelt hat. Ist er nicht Vollzeit beschäftigt steigt die Wahrscheinlichkeit der Scheidung bei neueren Ehen von 2,5% auf 3,3% an, ein Effekt der sich bei früheren Ehen kaum zeigt. Dies könnte daran liegen, dass Ehemänner potentiell nicht freiwillig zu Hause bleiben und durch diese unfreiwillige Arbeitslosigkeit ebenfalls weniger Zufrieden mit dem Leben und sich selbst sind. Dadurch könnte es sein, dass sie eine schlechtere Stimmung in die Beziehung bringen, was einen negativen Einfluss auf die Ehe hat.

Diese Studie kann nur ein erster Schritt sein, gerade wenn wir uns die Geschlechtsunterschiede anschauen gibt es noch viele offene Fragen. Warum hat die Vollzeit Beschäftigung einen Einfluss auf den Eheerfolg? Fragen die in der Zukunft noch geklärt werden können um auch hier mehr in Richtung Gleichberechtigung und Gleichbehandlung wirken zu können. Was sich allerdings zeigt ist, dass Geld keinen Einfluss auf den Erfolg einer Ehe hat. Also auch hier wieder ein Indiz dafür, dass Geld nicht alles kaufen kann und Materialismus nicht zwangsweise glücklich macht.

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