Jeder ist das Zentrum seines eigenen Universums. Zumindest ist das die subjektive Empfindung, die viele von uns haben. Wieso sollte es auch anders sein? Schließlich sehen wir die Welt ja auch nur durch unsere eigenen Augen. Aus unserer Perspektive. Bei manchen geht dieses Empfinden sogar so weit, dass sie denken, auch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit anderer zu stehen. Der sogenannte „Spotlight-Effekt“ beschreibt genau dieses Phänomen. Menschen überschätzen wieviel Aufmerksamkeit andere ihnen schenken und das kann zu einem erheblichen Stressempfinden führen. Eine Methode, wie man dieser Egozentrik entgegenwirken kann, ist die Ausübung von Achtsamkeit.
Egozentrik durch Achtsamkeit verringern
In einer Studie von Forschern aus dem Vereinigtem Königreich und Australien wird untersucht, wie das Ausüben von Achtsamkeitsübungen unserer egozentrischen Perspektive entgegenwirken kann. An der Studie haben insgesamt 160 Studenten teilgenommen. Abgesehen von 40 Studenten wurden alle anderen in zwei Gruppen geteilt. Die Experimentalgruppe und die Kontrollgruppe. Die Leute in der Experimentalgruppe haben an einer fünfminütigen Achtsamkeitsübung teilgenommen, während die Kontrollgruppe eine ähnliche Übung gemacht hat, nur ohne Achtsamkeitsanteil.
Jedes Gruppenmitglied sollte sich vorstellen, wie 40 Studenten an ihm vorbei gehen, während es mit einem Freund (oder einer Freundin) ein Gespräch in dem Gang vor dem Unterrichtsraum seiner Uni führt. Und das es ein Shirt mit einem Miley Cyrus Aufdruck trägt. Die Gruppenmitglieder sollten danach angeben, wieviele von diesen 40 Studenten das Symbol auf dem T-Shirt wahrgenommen haben, dass auf dem eigenen Shirt abgebildet ist. Nun wurde den 40 Studenten, die sich nicht in einer der beiden Gruppen befanden, der Auftrag gegeben, dass sie an einigen Leuten (eingewiesene Unterstützer der Studie) in einem Gang in der Uni vorbei gehen sollten. Danach wurden sie gefragt, welches Motiv auf dem Shirt einer der Personen war, an denen sie vorbei gegangen sind (Inwiefern dieses Motiv noch die „alte“ Miley mit reguläre Frisur und so abbildete, wird nicht erwähnt).
Achtsamkeit und ihre Vorteile
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Studenten, die an der Achtsamkeitsübung teilgenommen haben, einschätzten, dass sie von anderen weitaus weniger wahrgenommen werden, als die Studenten, die keine Achtsamkeitsübung gemacht haben. Es zeigt sich auch, dass die „achtsamen“ Studenten in ihrer Vorstellung von der Situation, sich aus den Augen einer dritten Person wahrgenommen haben. Also sie haben sich selber aus einer fremden Perspektive gesehen.
Was bedeutet das nun für unseren Alltag?
In vergangener Forschung wurde bereits herausgefunden, dass Achtsamkeit einer Person erlaubt „im Moment“ zu sein. Das heißt, dass die Person nicht über die Vergangenheit oder Zukunft nachdenkt. Sie ist total präsent in dem augenblicklichen Moment. Die erlebten Gefühle, Gedanken oder körperlichen Empfinden werden als diese wahrgenommen, aber nicht bewertet. Man ist quasi von seiner subjektiven Wahrnehmung der inneren und äußeren Einflüsse gelöst und nimmt einfach nur wahr was gerade passiert.
Die Ergebnisse der vorgestellten Studie in diesem Blogartikel legen nahe, dass das Einnehmen einer anderen Perspektive, wenn man sich in einer bestimmen Situation befindet, unsere Neigung egozentrisch zu sein verringern kann. Also das nächste mal, wenn du jemanden triffst, der ein riesiges Ego hat und denkt, dass er im Zentrum des Universums steht, lege ihm nahe, die Welt mal aus der Perspektive einer dritten Person zu sehen. Vielleicht ändert sich ja sein Eindruck.