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Durch eine Brille unkenntlich werden

2013 kam einer meiner Lieblingsfilme ins Kino: Superman: Man of Steel. Wenn Superman nicht mit Hilfe seiner Heldenkräfte die Welt rettet, arbeitet er als Reporter mit dem Namen Clark Kent bei der Daily Planet Nachrichtenagentur. Gekleidet ist er meistens in einen normalen Anzug. Was jedoch erheblich dazu beiträgt, dass er nicht als Superman erkannt wird, ist seine Brille. Die Brille ist der zentrale Aspekt seiner Verkleidung. Ich dachte immer, dass das ziemlich blöd ist, weil man ihn (im echten Leben) doch sofort erkennen würde. Ich meine, bei denen in der Stadt fliegt ein Mann herum, der Laser aus seinen Augen schießen kann und in einem blau-rotem hautengen Overall durch die Gegend fliegt. Irgendjemand auf der Arbeit wird ihn doch schon erkennen! Es stellt sich heraus, dass diese Verkleidung gar nicht so schlecht ist.

In der Studie Disguising Superman: How Glasses Affect Unfamiliar Face Matching wird untersucht, welchen Einfluss das Tragen einer Brille auf die Leistung bei einem Gesichtserkennungstest hat.
Es gab bereits Studien in der Vergangenheit, bei denen untersucht wurde, wie gut Menschen andere Menschen wiederkennen können, je nachdem ob diese eine Brille tragen oder nicht. In diesen Studien haben die Versuchspersonen nach und nach Bilder von Menschen angeguckt, die entweder eine Brille tragen oder nicht. Bei jedem Erscheinen eines Bildes sollten die Versuchspersonen dann sagen, ob sie die abgebildete Person schon einmal in der Bilderreihenfolge gesehen haben oder nicht.
Andere Studien haben Videoaufnahmen benutzt, in denen der gesamte Körper, der zu erkennenden Personen, gezeigt wurde. Das hat sich als problematisch herausgestellt, weil nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, ob die Versuchspersonen die abgebildeten Menschen aufgrund ihrer körperlichen Eigenschaften oder Gesichtsmerkmalen erkannt haben oder nicht. Daraufhin haben sich ein paar schlaue Leute überlegt, dass man die Schauspieler in den Video ja mit Sonnenbrillen ausstatten kann und siehe einer an, die Versuchspersonen haben weitaus weniger richtige Antworten liefern können. Es herrscht ein Konsens in der Forschung darüber, dass die Augen das wichtigste Merkmal sind, wenn es um die Identifizierung von Personen geht.
Das Problem in der vergangenen Forschung ist, dass bei den Experimenten, die Bilderreihenfolgen genutzt haben, die abgebildeten Personen wie auf einem Passfoto dargestellt wurden. Der einzige Unterschied war, dass auf dem einen Foto eine Brille getragen wurde und auf dem anderen nicht. Somit kann es sein, dass die Identifikation leichter fällt, weil man sich auch andere Gesichtspartien einprägen kann. In der oben genannte Studie wurden unterschiedliche Fotos der abgebildeten Personen präsentiert. Quasi so, als wären die Fotos von dem Facebookprofil entnommen worden. Ganz normale Fotos eben.

Den Versuchspersonen in dieser Studie wurden jeweils zwei Bilder zeitgleich präsentiert. Hierbei konnten mehrere Varianten der Personen gezeigt werden. Entweder beide ohne, beide mit, oder eine mit und eine ohne Brille. Nun sollten die Versuchspersonen angeben, ob es sich bei den Bildern um die gleiche Person handelt oder nicht. Dieser Vorgang hat sich 48 mal wiederholt. Ziemlich langweilig, wenn man Versuchsperson ist, würde ich sagen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Versuchspersonen eine hohe Leistung in der Identifikation der abgebildeten Personen zeigen, wenn diese entweder auf beiden Bildern eine oder keine Brille trugen. Sobald nur eine der beiden Personen eine Brille trug, sankt diese Leistung signifikant. Das heißt also, dass die Versuchspersonen nicht mehr in der Lage waren, die beiden abgebildeten Personen eindeutig voneinander zu unterscheiden oder mit Sicherheit sagen zu können, dass es eine und dieselbe Person ist.

Woran liegt das?

Die Autoren schreiben, dass die hohen Leistungen bei den Varianten, wo die abgebildeten Personen auf beiden Bildern entweder eine oder keine Brille trugen, daran liegen könnten, dass die Versuchspersonen die Brillen miteinander vergleichen oder durch die Brillen nicht genug von den Gesichtern bedeckt wurde, als dass diese die Identifikation der abgebildeten Person erschweren könnte.
Die Schwierigkeit zu sagen, ob es sich um die gleiche Person handelt oder nicht, wenn eine Person auf dem Bild eine Brille trägt und die andere nicht, kann daran liegen, dass dieser Unterschied einen dazu verleitet zu denken, dass es sich um zwei verschiedene Personen handeln muss. Sie sehen schließlich nicht gleich aus. Studien, welche dasselbe Studiendesign haben, aber die Haarfarbe der abgebildeten Personen veränderten und nicht die Brillen, zeigen ähnliche Ergebnisse.

Wir werden also scheinbar von unser eigenen Wahrnehmung auf den Arm genommen. Deswegen fällt auch keinem auf, dass Clark Kent in Wirklichkeit der rumfliegende Lebensretter ist.

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