Arbeiten trotz bedingungslosem Grundeinkommen?

Zuletzt wurde in der Schweiz über ein bedigungsloses Grundeinkommen abgestimmt. Dies würde bedeuten, dass jeder schweizer Bürger ein gewisses Grundeinkommen erhalten würde, unabhängig davon ob er arbeitet oder nicht. So hätte ein arbeitsloser Mensch das selbe Grundeinkommen erhalten wie ein voll arbeitender Arzt. In der letzten Zeit habe ich mit großem Interesse die mediale Thematisierung verfolgt. Auf Youtube gab es einige Dokumentationen und Nachrichten über die Umsetzung und potentielle Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens. Noch lieber als die Videos habe ich allerdings teilweise die Kommentare gelesen. Die Kommentarsektion war in zwei Lager gespalten. Das eine Lager war absolut für das bedingungslose Grundeinkommen und sah darin die Befreiung der Menschen von ihrer unterdrückten Arbeit und der Aufhebung der Machtposition von Arbeitgebern. Die anderen sahen im bedingungslosen Grundeinkommen allerdings den Untergang unserer zivilisierten Gesellschaft. Niemand würde mehr arbeiten gehen und die Welt würde in der Lethargie versinken. Ich habe mir also diesbezüglich nochmal die Frage gestellt: Was motiviert Menschen?

Was sind die Faktoren die einen Menschen zu seinem Handeln antreiben und würden diese Faktoren durch ein bedingungsloses Grundeinkommen geschädigt und beseitigt werden? Dazu habe ich einige Theorien gefunden, die auf diese Frage eine Antwort bieten könnten.

Hedonistische Motivationstheorie

Die erste Theorie ist die der hedonistischen Motivation. Diese Theorie stammt noch aus der Antike und klingt zunächst sehr zutreffend. Sie besagt, dass der Mensch Situationen, in denen er sich unwohl fühlt oder in denen er schmerzen hat, meidet und Situationen aufsucht, die ihm ein gutes Gefühl verschaffen, wo er sich wohl fühlt. Diese Form der Motivation trifft auf viele Situationen zu. Warum geht man immer wieder auf Facebook oder in die selbe Eisdiele? Weil man sich dort wohl fühlt, man geht gerne den Kontakt mit seinen Freunden und Verwandten auf Facebook ein. Es vertreibt die Langeweile und hat darüber hinaus einen sozialen Effekt. In der Eisdiele lassen wir uns das leckere Eis schmecken. Genauso vermeiden wir es auf die Herdplatte zu fassen, weil wir dann schmerzen erleben. Wir gehen nicht raus wenn es zu kalt ist und wenn es regnet schützen wir uns in der Regel mit einem Regenschirm.

Diese Form der Motivationstheorie ist uns also allen bekannt, würden wir davon ausgehen, dass die hedonistische Motivationstheorie die einzig Wahre ist, würde das Lager wohl recht behalten, dass niemand mehr arbeiten gehen würde. Außer natürlich solche Arbeiten, die einem Spaß machen, aber nicht jeder könne nur arbeiten, wenn er Spaß daran hat.

Drang nach Stimulation

Tatsächlich hat der Mensch über das hedonistische Prinzip heraus einen Drang nach Stimulation. Er möchte sich also mit etwas beschäftigen und etwas zu tun haben. Wenn dies nicht der Fall ist, hat er Langeweile. Langeweile ist durchaus ein unangenehmer Reiz, den wir lieber vermeiden würden. Somit liegt die Vermutung nahe, dass der Mensch alleine deshalb arbeiten gehen würde, damit ihm nicht langweilig ist und er etwas zu tun hat. Selbstverständlich könnte man aber ebenfalls sagen, dass auch jemand der nicht Arbeitet, durchaus ein erfülltes Leben haben kann. So könnte man sich, ohne den blöden Beruf, endlich mit dem Malen von Stillleben beschäftigen.

Der Drang zur Selbstaktualisierung

Eine etwas komplexere Theorie ist somit die des Drangs nach Selbstaktualisierung. Das klingt zunächst etwas merkwürdig, immerhin ist man doch die aktuellste Version von sich selbst. Selbstaktualisierung beschreibt ein Streben in dem Menschen. Ein Streben danach, die beste Version seiner selbst zu werden. Ein Streben nach „Vervollkommnung“.

Maslows Bedürfnispyramide

Zu diesem Thema gibt es viele Theorien, doch eine der bekanntesten ist die Bedürfnisspyramide von Maslow. Maslow stellt die Bedürfnisse in verschiedenen Ebenen dar, diese Ebenen stellten Bedürfnisse dar nach deren Erfüllung sich der Mensch sehnt und für deren Befriedigung er arbeitet.

Maslows Bedürfnispyramide.001

5. Physiologische Bedürfnisse

Dies sind die grundlegendsten Bedürfnisse, die zur Existenz notwendig sind: Essen, Trinken und Schlafen. Mangelt es uns an einem dieser Bedürfnisse, ist unser gesamtes Handeln darauf ausgelegt, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Haben wir also Durst, werden wir so lange nach etwas zu trinken suchen, bis wir etwas gefunden haben.

4. Sicherheitsbedürfnisse

Sicherheitsbedürfnisse stellen die nächsthöhere Ebene dar. Diese beinhalten das Verlangen nach einer sicheren Arbeit, nach einem sicheren Schlafplatz oder anderen materiellen wie beruflichen Sicherheiten.

3. Sozialbedürfnisse

Die sozialen Bedürfnisse sind die nächsthöhere Ebene und beschreiben ein Verlangen nach Nähe. Auf dieser Ebene findet man Freundschaft, Liebe und die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Es geht hier also schon um etwas größere Ziele, die nicht zwangsweise für das Überleben notwendig sind, allerdings einen großen Einfluss auf ein zufriedenes Leben haben. Dennoch stellen sie ebenfalls ein Defizitbedürfnis dar, also ein Bedürfnis, für deren Erfüllung wir mit all unserem Handeln arbeiten.

2. Ich Bedürfnisse

Ich Bedürfnisse oder Wertschätzungsbedürfnisse stellen Bedürfnisse nach Geltung oder Anerkennung dar. Hier befinden wir uns nun beim ersten Wachstumsbedürfnis. Sobald alle Defizitbedürfnisse erfüllt sind, hat der Mensch die Kapazität dafür, sich Bedürfnissen zu widmen, so strebt er nun danach, von anderen Menschen eine gewisse Achtung und Bewunderung zu erhalten.

1. Selbstverwirklichung

Die oberste Ebene ist die am schwersten zu erreichende und wird bei weitem nicht von jedem Erreicht. An der Spitze der Pyramide steht der selbstaktualisierte Mensch. Er kann sich von den Fesseln der Defizitbedürfnisse lösen und sich persönlich auf eine neue Ebene entwickeln. Maslow beschrieb diese selbstaktualisierten Menschen mit einem längeren Aufsatz, auf den wir in einem späteren Blogpost eingehen werden.

Und wie siehts jetzt mit dem Arbeiten trotz Grundeinkommen aus?

Kommen wir auf unsere ursprüngliche Frage zurück. Würden Menschen noch arbeiten, wenn sie nicht arbeiten müssten? Die Antwort ist für mich recht eindeutig: Ja, würden sie. Darüberhinaus würden sie nicht nur normal weiter arbeiten, sie würden sogar noch engagierter arbeiten, Probleme noch kreativer lösen und die Wirtschaft stärker und soziale gerechter ankurbeln. Natürlich würden bestimmte Berufe Probleme haben besetzt zu werden. Ich zweifle stark daran, dass sich jemand anstrengende Fließbandarbeit antun würde, wenn er dies nicht müsste. Aber kreative, gestalterische Tätigkeiten oder Tätigkeiten, die einem größeren sozialen Ziel dienen, würden deutlich zunehmen.

Dabei gäbe es allerdings dann interessante Entwicklungen der eher unattraktiven Berufssgruppen. Entweder diese Jobs würden durch Maschinen ersetzt werden, was dem Menschen die Möglichkeit gäbe sich frei zu entfalten, sei es Handwerk oder Kunst. Eine andere Möglichkeit würde, dass die Arbeitgeber die Arbeit attraktiver machen müssten um genug Arbeitnehmer zu finden. Beispielsweise schöne Wohnungen, kostenfrei für die Angestellten in Arbeitsnähe anbieten oder horrend hohe Gehälter zahlen. Ein weiteres Auto oder eine schöne und teure Uhr werden immer ein Anreiz bleiben. Zusätzlich würde sich das gesellschaftliche Bild bestimmter Berufe ändern. Anstrengende Berufe, die keinen hohen Bildungsabschluss benötigen, würden eine höhere Wertschätzung als momentan erhalten, weil jeder wüsste, dass der Mensch es aus einer inneren Überzeugung ausführt.

Fazit

Ich hätte mich sehr gefreut, wenn die Schweiz das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt hätte. Gerne hätte ich die gesellschaftlichen Auswirkungen beobachtet, weil ich der festen Überzeugung bin, dass es zu mehr Wohlstand und einem bessere Leben für jede Person führen würde. Sie haben sich nun dagegen entschieden, vielleicht sind wir noch nicht so weit, aber irgendwann, irgendwann wird es vielleicht doch mal dazu kommen.

Bis es so weit ist: Vielen Dank fürs Lesen!

One comment

  1. Das bedingungslose Grundeinkommen hätte vielen Menschen endlich wieder mehr Lebensqualität geboten. Sicherlich hätte es auch Menschen gegeben, die sich darauf ausgeruht hätte, aber dem Großteil wäre es eine große Hilfe gewesen, sich vielleicht auch beruflich umzuorientieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert